Contest 45 CS: Ein schnell zu segelndes maritimes Appartement.
Eine Serie von Klaus Bartels (3). Fritz Conijn kann sich gut an die Segelyacht Contest 25 erinnern, obwohl es fast schon ein halbes Jahrhundert her ist, dass mit dieser 7,60 Meter langen Kunststoffserienyacht die Geschichte der Conyplex Werft im holländischen Medemblik begann. Kein Wunder: Er war damals der Sohn des Werftgründers Ed Conijn, und er ist damals häufig mit der für damalige Verhältnisse stattlichen Segelyacht auf dem Ijsselmeer unterwegs gewesen.
Heute segelt Fritz Conijn, der vor zwei Jahren die Werftleitung an seinen Sohn Arje übergeben hat, die neueste Yacht der Conyplex bv: die 13,70 Meter lange Contest 45 CS. Ein Vergleich mit der Ur-Contest ist nicht möglich. Die Unterschiede sind zu groß. Die technische Entwicklung bei Yachten fand mit riesigen Schritten statt. Aber auch zu den Contest Yachten der letzten Generation gibt es Unterschiede. Contest steuert mit der neuesten Yacht, die aus der Feder des deutschen Konstrukteurs Georg Nissen stammt, neue Kurse. Nicht mehr nur Sicherheit und Solidität sind wie bisher bestimmende Kriterien, sondern auch im großen Maße das Geschwindigkeitspotential. Die neue Generation der Contest-Yachten sollen schnelle, aber einfach zu segelnde Cruiser sein, die sich für Wochendtörns mit Freunden genauso gut eignen wie für eine Weltumseglung mit nur zwei Personen.
Im Grunde genommen ist die 45er CS eine Weiterentwicklung der Contest 44, die erste Yacht, die Nissen für die niederländische Werft gezeichnet hatte. Es ist die erste Contest ohne Skeg mit Spatenruder, mit einem strömungsgünstigen Kurzkiel inklusive Gewichtsbomben und einer Rumpfform, bei der Nissen Anleihen aus dem Racer-Milieu genommen hat. „Wir haben trotz der vielen Neuerungen aber unsere Werte wie Qualität und Sicherheit nicht aus den Augen verloren,“ sagte Fritz Conijn.
Um die Segeleigenschaften weiter zu verbessern wartet die neue Yacht mit einem für Contest ganz neuen Verhältnis von Segelfläche zur Verdrängung auf. An dem sich von der Wasserlinie über 21 Meter hoch erstreckenden Mast mit zwei Salingen befindet sich eine Standardsegelfläche von knapp 115 Quadratmetern am Wind. Die Yacht verdrängt dank ihrer Fertigung durch das Vakuum-Injektions-Verfahren nur 13,5 Tonnen. Rumpf und Deck haben einen Sandwichkern aus Balsaholz. Wie alle Contest-Yachten erhielt auch die neue 45er eine extra Antiosmose-Harzschicht.
Genua und Großsegel werden in der Standardversion mit Hilfe elektrischer Winschen ausgerollt, das Vorsegel von einer Furlex-Anlage und das Groß aus dem Mast (Harken). Die Gemeinschaftsaktion von Werft und Konstrukteur zur Erhöhung des Geschwindigkeitspotential war erfolgreich. So erreicht die Contest 45 CS auf Halbwindkursen bei vier Beaufort (15 bis 17 Knoten Wind) und glattem Wasser schnell ihre theoretische Rumpfgeschwindigkeit von acht Knoten. Hoch am Wind ( 40 Grad) zeigt die Logge noch über sechs Knoten an. Dabei lässt sich die 13,5 Tonnen-Yacht, deren Ruderrad von der Steuersäule im Mittelcockpit durch Kardangelenke mit dem Ruder verbunden ist, so einfach wie eine Jolle lenken. Die Yacht zieht sogar weiter geradeaus ihre Bahn, wenn das mit Leder überzogene Ruderrad für kurze Zeit losgelassen wird. Anderseits reagiert die Yacht sofort auf jeden Steuerausschlag.
Dass die Contest eine Yacht ist, die von Seglern für Segler gebaut wird, ist unter anderem an den ergonomisch geformten Sitzbänken im Cockpit zu merken Mit seinen Duchten und dem hohen Süll bietet das Cockpit in Verbindung mit der Sprayhood besten Schutz vor Wind, Spritzwasser und Regen. Trotzdem ist die Sicht für den Steuermann nach vorn gut. Die Motorbedienhebel sind für ihn erreichbar und er kann vom Ruder aus sogar die Winschen für die Vorschot bedienen. Da der Steuermann auch die Großschot, deren Travellerschiene direkt hinter der Steuermannsbank ihren Platz fand, bedienen kann, ist die 13,5-Tonnen-Yacht uneingeschränkt einhandtauglich. Das Bugstrahlruder und die elektronische Selbststeueranlage (Extras) unterstützen die optimale Bedienung der Yacht durch eine sehr kleine Crew.
Wie alles auf der neuen Contest machen auch die Decksbeschläge einen äußerst soliden Eindruck. Ihre Dimensionierung ist schwerwettergerecht. Elegant wirkt das sauber verlegte Teakdeck, dass sich als besonders rutschfest herausstellte. Neu bei Contest ist die Verlagerung der Edelholzscheuerleiste. Sie befindet sich jetzt ohne störend zu wirken auf der Außenseite der Teak-Holz-Fußreling und ist mit einer Metallschiene beschlagen. Bisher schraubte Conyplex die Scheuerleisten unterhalb der Rumpffester fest.
Durch ihren Saildrive-Antrieb ist die 45er unter Motor problemlos zu steuern. Der durch Wellenanlagen häufig entstehende Radeffekt ist kaum zu spüren, was das Rückwärtsfahren einfach macht. Obwohl Ruder und Propeller durch den Saildrive-Antrieb meterweit auseinander liegen, dreht die Yacht unter Motor fast auf dem Teller. Das Bugstrahlruder wird man vermutlich nur bei Seitenwind nutzen.
Auch unter Deck ging man bei Conyplex neue Wege. Die 45er CS – CS steht für Cabin Sailer, was auf den besonders großzügigen Salon hinweist – ist innen ein Produkt der Designerin Birgit Schnaase. Ihr gelang es durch helles Eichenholz und neu proportionierten Möbeln sowie eine neue Anordnung von Küche und Navigationsschreibtisch so etwas wie ein maritimes Appartement zu schaffen. So befindet sich die Pantry mit Doppelspüle Kühl- und Eisschrank sowie dreiflammigen Herd im Gang zur Achterkajüte. Durch die großen Fenster des Kajütaufbaus ist es besonders hell in der Yacht, deren Salon von einem L-Sofa an der Steuerbordseite bestimmt wird. Eine ausgefallene Idee ist die Möglichkeit, den Salontisch diagonal zu verschieben, um einfacher Platz nehmen zu können. Der besonders sorgfältige Ausbau präsentiert sich seegerecht ohne spitze Ecken und Kanten und viele Möglichkeiten für die Crew, sich festzuhalten. Aufgewertet wird die neue Contest darüber hinaus durch neu gestaltete große Badezimmer mit Duschen.
Für eine 45-Fuß-Yacht erstaunlich geräumig geworden ist die Eignersuite im Heck der Yacht. Hier gibt es zwei Kleiderschränke und eine Duschkabine. Riesig ist der Kleiderschrank und ebenfalls das Badezimmer auch für die Gästekabine im Vorschiff, wenn die Zweikabinenversion gewählt wurde. Bei der Dreikabinenversion, gibt es zwei übereinander gebaute Betten auf der Steuerbordseite hinter dem Salon. Bad und Kleiderschrank auf der Backbordseite fallen dann kleiner aus.
Das schnell segelnde maritime Appartement, kostet in der Grundausstattung inklusive deutscher Mehrwertsteuer 539.400 Euro. Es ist ein durchaus angemessener Preis für eine moderne Qualitätsyacht und die Werft, die bisher rund 3.000 Yachten ausgeliefert hat, wird diese Zahl schnell erhöhen, denn es gibt es ein reges Interesse für die neue Yacht.
Technische Daten Contest 45 CS:
Länge 13,70 m
LWL 11,70 m
Breite 4,10 m
Theoretische Rumpfgeschwindigkeit 8 kn
Tiefgang 1,95 m
Verdrängung 13,5 t
Ballast 5,1 t
Motor Yanmar 55,3 kW/75 PS
Propeller Gori Faltpropeller
Dieseltank 350 l
Großsegel 54 qm
Genua 60 qm
Gennaker 131 qm
Masthöhe über Wasserlinie 21,08 m
Rigg und Beschläge Selden, Harken, Lewmar
Segel North Sails
Elektrik 24 Volt mit Umformer 12 Volt
Kojen vier oder sechs
Ausbau in Eiche und Teak
Stehhöhe Pantry 1,88 m, Salon 1,94 m, Achterkabine 1,81 m
Bauweise Rumpf und Deck Sandwich mit Balsaholz , Vakuum Injektions-Verfahren
Konstrukteur Georg Nissen
Interieur-Design Birgit Schnaase
Preis der Standardausführung 539.400 Euro
Werft Conyplex b.v. Overleek 5, NL –1671 GD Medemblik, Holland
Tel.: 0031/227543644, Fax 0031/227543648, E-Mail: info@contestyachts.com
Vertrieb Deutschland: Arne Schmidt Yachts GmbH Palmaille 35 A, 22767 Hamburg, Tel.: 040/38610038