„Wir können die Windrichtung nicht ändern, aber die Segel richtig stellen.“
Wie weit wären die Wikinger vor 1200 Jahren wohl gekommen, hätten sie Ihre schon damals von Auszubildenden des Boots- und Schiffbaus aus Nordrhein-Westfalen mit High-Tech-Materialien bauen lassen? Weltumsegler Burkhard Pieske und die Jugendlichen des Euro-Viking-Projekts setzen auf diese Rümpfe. Auf der Messe boot 2010 entstanden neue Rümpfe im klassischen Look.
Schüler des Schiffer-Berufskolleg RHEIN haben auf der boot 2010 Wikingerboote gebaut mit denen später Jugendliche aus Europa auf den Spuren der Wikinger reisen werden. Die Boote werden von Burkhard Pieske, Weltumsegler und Expeditionsleiter des Euro-Viking-Projekts eingesetzt. Schon 2006 haben Auszubildende des Boots- und Schiffbaus aus Nordrhein-Westfalen zwei Rümpfe für Pieske gefertigt.
Weil die Wikingerboote von der Crew des Öfteren auch über Biberdämme oder an zerfallenen Schleusen vorbei getragen werden müssen, sollten die Rümpfe möglichst leicht und zugleich hochfest sein. Dies lässt sich mit modernen Epoxid-Harz-Systemen erreichen. Hierzu vereinbarte Schulleiter Hans-Günter Portmann mit Helge von der Linden, einem Spezialisten für diese Materialien, eine Kooperation. Bereits im Dezember 2009 wurden die Schüler bei der Firma von der Linden in Wesel von Helge von der Linden und seinen Bootsbaumeistern im Rahmen eines Kunststoffkurses unterwiesen.
Die Form für das Wikingerboot brachte Burkhard Pieske bereits im Herbst 2009 nach Wesel, damit schon während des Kunststoffkurses erste Erfahrungen mit der klassischen Klinkerlook-Form gemacht werden konnten. Die Form wurde einem im Moor gefundenen Wikingerschiff abgenommen und hat eine Länge von mehr als neun Metern. Geplant ist, das moderne Wikingerschiff mittels eines Vakuum-Infusionsverfahrens zu fertigen.
Die Mitarbeiter von Helge von der Linden haben dann auf der Messe in Düsseldorf am Stand der Boots- und Schiffbauerinnung den Baufortschritt begleitet. Darüber hinaus haben an jedem Messetag zwei Schiffsjungen/Schiffsmädchen, die am Schiffer-Berufskolleg RHEIN zu Binnenschiffern ausgebildet werden, handwerkliche Takelarbeiten durchgeführt. Kleine und große Besucher hatten Gelegenheit, selbst einmal einfache Knoten auszuprobieren und zu erlernen.
Sozial ausgegrenzte Jugendliche auf dem harten Weg zu einem sinnvollen Leben.
Mit Wikingerschiffen hat Burghard Pieske, deutscher Abenteurer und Weltumsegler, sein Projekt Euro-Viking durchgeführt, bei dem er mit sozial ausgegrenzten Jugendlichen in nachgebauten Wikingerschiffen rund um Europa gerudert und gesegelt ist. Jugendliche aus vielen europäischen Nationen haben aus historisch verbürgten Wikingerrouten an Europas Küsten sowie in Seen und Flüssen eine Reise mit klar definierten Zielen und Aufgaben mit Expeditionscharakter durch teilweise unberührte Regionen durchgestanden.
Fünf Wikingerschiffe und ein Team von Lehrern, Sportlern, Sozialarbeitern und Survivaltrainern – ehrenamtlich oder hauptberuflich – standen professionell den Jugendliche zur Seite, nahmen sie in eine internationale Gemeinschaft auf, die durch das Diktat der Natur und die Regeln einer Expedition in eine völlig neue Lebenssituation gestellt wurden. Bisherige Haltungen und Einstellungen kamen dabei schonungslos auf den Prüfstand. Sie erlebten eine Wertewelt, die nicht verordnet oder debattiert, sondern im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren, errudert, erarbeitet“ wurde, etwa 50 Kilometer am Tag, um das Camp (den vorausgefahrenen Packwagen samt Zelten) zu erreichen.
Die Natur drückt der Expedition ihren Stempel auf und stellt hohe Anforderung wie Unterordnung und Respekt. Der Jugendliche lernt, dass Hindernisse, Zwänge und Grenzsituationen nur gemeinsam überwunden werden können
Am Anfang steht die Leistung – am Ende die Verantwortung. Motivation, Disziplin und Durchhaltevermögen sind Bestandteile von Leistung, und Leistung schafft Erfolg. Erfolg ergibt Anerkennung. Anerkennung macht selbstbewusst. Ein gutes Selbstbewusstsein ist die Voraussetzung, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Nach diesen Grundsätzen arbeitet Euro-Viking Knallhart und konsequent! Euro-Viking ist eine Lebensschule, in der Lob und Anerkennung zum Alltag gehören.
Seit 1998 bauten Jugendliche Wikingerschiffe und ruderten auf historischen Routen in 11 verschiedenen Ländern. Sümpfe, Mückenschwärme, Wetterlaunen, teilweise wilde, unpassierbar scheinende Natur.
In zwei Sommern führte eine Extremreise auf der Handelsstrasse der Wikinger über die Flüsse Düna und Dnepr, von der Ostsee ins Schwarze Meer. Die neun Meter langen Schiffsnachbauten des norwegischen Gokstadfundes wurden bisher über 3.500 km nur mit Muskel- und Windkraft betrieben.
Burghard Pieske, Weltumsegler und Abenteurer, steht den Bootsführern in allen seemännischen Belangen zur Seite. Seine langjährige Erfahrung als beamteter Lehrer gibt ihm die Kompetenz auf Jugendliche mit Problemen einzugehen. Das gemeinnützige Projekt Euro-Viking ist auf Freunde, Sponsoren und Förderer angewiesen. Spendenquittungen können ausgestellt werden.
Mehr Informationen:
Euro-Viking e.V.
Tel.: +49(0)4541-3155
buchholz@euro-viking.eu
www.euro-viking.eu
Spendenkonto:
Euro-Viking e.V.
Kreissparkasse Ratzeburg
BLZ: 23052750
Spendenkonto: 4545
Burghard Pieske (* 1944 in Lübeck) ist ein deutscher Abenteurer und Weltumsegler. Als 16-jähriger begann er, in der Handelsmarine zu lernen und erwarb dort schließlich ein Kapitänspatent. Anschließend, von 1966 bis 1969, studierte der Lehrersohn Pädagogik und Geografie und wurde als Lehrer verbeamtet.
Er segelte 1977 bis 1987 mit dem binnen drei Jahren selbstgebauten Katamaran Shangri-La um die Welt und veröffentlichte seine Erlebnisse in drei Büchern. Im Rahmen dieser Weltumsegelung wurde ihm für die erste Ost-West-Umrundung Kap Hoorns mit einer Yacht unter deutscher Flagge 1980 der Trans-Ocean-Preis verliehen.
In den Jahren 1991 und 1992 fuhr er mit einem nachgebauten Wikingerschiff auf den Spuren von Leif Eriksson über den Atlantik.
1998 machte er sich von der Pazifikinsel Tonga aus allein mit der offenen Schaluppe Bounty Bay auf, um die Reise des Kapitäns William Bligh nach der Meuterei auf der Bounty nachzuvollziehen.
Von 2006 bis 2008 war er Partner im Projekt Euro-Viking, das europäische Jugendliche in nachgebauten Wikingerschiffen rund um Europa segeln ließ.
Heute ist Pieske freier Mitarbeiter der Zeitschrift Yacht. Er lebt in Lübeck.